Jede Arbeitsstelle ist anders – und doch haben alle Berufe eines gemeinsam: Sie sind mit vielen kleinen und großen Risiken verbunden. Risiken, die zur Ursache von Unfällen oder arbeitsbedingten Erkrankungen werden können. Doch wie lässt sich die Gefährdungslage in Ihrem Unternehmen systematisch und objektiv beurteilen? Mit der Risikomatrix nach Nohl. Lesen Sie, wie Sie diese anwenden.

Ausgangspunkt: das Wechselspiel von Gefahr und Risiko

Als PSA-Verantwortliche(r) oder Arbeitgeber halten Sie ständig Ausschau nach möglichen Gefahren für Ihre Mitarbeitenden. Und wo Gefahren sind, gibt es Risiken. Letztere entstehen im Bereich Arbeitsschutz immer dann, wenn Angestellte räumlich und zeitlich in Kontakt mit einem „verletzungsbewirkenden Faktor“ kommen können. Diese Faktoren können zu Unfällen und Verletzungen führen. Im betrieblichen Kontext lassen sich beispielsweise heiße Oberflächen, Funkenflug, bewegliche Untergründe oder auch unsichere Verkehrswege anführen.

Bauarbeiter in uvex Schutzkleidung und Schutzausrüstung bohrt mit einer Schlagbohrmaschine ein Loch in eine Wand.

Risikobewertung über Basisformeln

Prinzipiell lässt sich der Risikowert einer jeden Arbeitssituation mit einer relativ simplen Formel ermitteln. Diese findet ihren Ursprung im Versicherungswesen und lautet:

Risikowert (RW) = Eintrittswahrscheinlichkeit (E) x Schadensschwere (S)

Theoretisch ist es so möglich, die für bestimmte Risikoereignisse (Arbeitssituationen) errechneten Risikowerte unkompliziert zu einem Gesamtwert zu addieren. Der Haken dabei: Nach dieser Methode wird jedes Einzelrisiko isoliert betrachtet und spezifische Einflüsse auf eine Arbeitsstelle werden nicht berücksichtigt. Die Aussagekraft des gebildeten Gesamtwerts ist also stark eingeschränkt.

Daher wurde diese Formel im Bereich Arbeitsschutz um einen weiteren Faktor ergänzt. Die Eintrittswahrscheinlichkeit (E) wird dabei zusätzlich mit der Dauer bzw. Häufigkeit einer Gefährdung (H) multipliziert. Und zwar so:

Risikowert (RW) = Eintrittswahrscheinlichkeit (E) x Gefährdungsdauer/Häufigkeit (H) x Schadensschwere (S)

Industriearbeiter und Indusriearbeiterin mit Schutzkleidung, Schutzhandschuhen und Schutzbrille von uvex im Gespräch

Allerdings ist es auch bei dieser Formel nicht ganz einfach, Faktoren wie die „Schadensschwere (S)“ auf Basis betrieblicher Daten mit aussagekräftigen Werten zu hinterlegen. Da Arbeitgeber gemäß §5 Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) jedoch zur fundierten Beurteilung von Gefahrenpotenzialen und Sicherheitsrisiken am Arbeitsplatz verpflichtet sind, ist eine systematische Hilfestellung entscheidend. Hier kommt die Risikomatrix nach Nohl ins Spiel.

Was ist eigentlich eine Risikomatrix?

Die Basis für einen ganzheitlichen Arbeitsschutz im Unternehmen bildet die Gefährdungsbeurteilung. Eine Risikomatrix dient hierbei der Visualisierung von betrieblichen Risikolagen und ist das Ergebnis von Risikoanalyse und Risikobewertung. Die Risikomatrix nach Nohl hat sich als ein wichtiges und häufig genutztes Instrument im Bereich Arbeitsschutz etabliert.

Mit ihrer Hilfe lassen sich Risiken je nach Unternehmens- und Jobkontext bewerten und passende Arbeitsschutzmaßnahmen einleiten. Dazu werden die einzelnen Gefährdungen unter Berücksichtigung ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit sowie der potenziellen Schadensschwere einer von meist drei – je nach Modell auch bis zu fünf – Risikostufen zugeteilt.

Wichtig dabei: Für diese Einteilung können Sie entweder auf Statistiken zurückgreifen oder Sie schätzen die Risiken auf Basis von Erfahrungswerten und Vernunft ein. Ebenfalls ist es möglich, dass individuelle Voraussetzungen einzelner Personen (Alter, Größe, Handicaps) in die Risikobewertung einfließen.

Wie funktioniert die Risikomatrix nach Nohl?

Die Anwendung der Risikomatrix erfolgt üblicherweise in tabellarischer Form. Die Schadensschwere wird hierbei (aufsteigend) auf der x-Achse, die Eintrittswahrscheinlichkeit (aufsteigend) auf der y-Achse vermerkt. Das maximale Risiko ergibt sich aus der Kombination einer sehr hohen Eintrittswahrscheinlichkeit sowie eines sehr hohen (potenziellen) Schadensausmaßes.

Zur Einteilung der Eintrittswahrscheinlichkeit (y-Achse) werden zunächst folgende Stufen herangezogen:

  • Sehr gering
  • Gering
  • Mittel
  • Hoch

Die Kategorisierung der Schadensschwere (x-Achse) sieht analog dazu wie folgt aus:

  • Leichte Verletzungen oder Erkrankungen (z. B. kleine Schnittverletzung, Arbeit kann fortgesetzt werden)
  • Mittelschwere Verletzungen oder Erkrankungen (z. B. unkomplizierter Knochenbruch, Arbeitsausfall wahrscheinlich)
  • Schwere Verletzungen oder Erkrankungen (z. B. Querschnittslähmung, irreparable Dauerschäden möglich)
  • Möglicher Tod oder Katastrophe (z. B. schwere Verletzungen bei vielen Menschen, langfristige Schäden)

Nach der Identifikation und Festlegung beider Bereiche erhalten Sie eine Maßzahl, auch Risikozahl genannt. Diese liegt für gewöhnlich zwischen 1 und 7. Sie soll dabei helfen, abzuleiten, ob und inwieweit Maßnahmen zur Risikoreduzierung ergriffen werden sollten. Eine gängige Zuordnung ist diese:

  • Risikozahlen 1–2: geringes Risiko, keine Risikoreduzierung nötig (zwischen Restrisiko und Grenzrisiko, Verletzungen sehr unwahrscheinlich)
  • Risikozahlen 3–4: signifikantes Risiko, Risikoreduzierung notwendig (in der Nähe des Grenzrisikos bis leicht darüber, Eintritt eines Schadens wahrscheinlich)
  • Risikozahlen 5–7: hohes Risiko, Risikoreduzierung dringend notwendig (über dem Grenzrisiko, Eintritt einer Verletzung sehr wahrscheinlich)

Nun liegt es in Ihrem Ermessen, mit welchem Farbcode (z. B. Ampelfarben) Sie die Risikozahlen Ihrer Matrix einfärben. So können Sie etwa Ihre Ampelfarben weiter differenzieren, indem Sie verschiedene Grün-, Gelb- oder Rotton-Abstufungen ergänzen.

Risikomatrix nach Nohl zur Bewertung des Risikofaktors am Arbeitsplatz (Skala von 1: sehr gering bis 7: möglicher Tod oder Katastrophe)

So kann eine Risikomatrix nach Nohl aussehen. Wichtig ist dabei, dass anhand eines ampelähnlichen Farbcodes ersichtlich wird, wie bedrohlich ein möglicher Vorfall werden kann. Auf dieser Basis lassen sich kritische Bereiche identifizieren und geeignete Maßnahmen ableiten.

Risikomatrix nach Nohl zur Ermittlung der Dringlichkeit einer Risiko-Verringerung am Arbeitsplatz

Die Darstellungen von Risikomatrizen variieren stark. So werden Schadensschwere und Eintrittswahrscheinlichkeit mal auf der x-, mal auf der y-Achse abgebildet. Wichtig ist, dass kritische Gefährdungsbereiche auf einen Blick erkennbar sind.

Eigene Risikomatrix erstellen: So gehen Sie vor

Eines vorweg: Bei der Gefährdungsbeurteilung gibt es kein Schema F. Sie alleine entscheiden, wie Sie im Detail verfahren wollen. Dennoch haben sich in der betrieblichen Praxis sieben übergreifende Prozessschritte bewährt:

1.Betriebsstruktur erfassen & Analyse vorbereiten:

Zunächst unterteilen Sie Ihr Unternehmen in überschaubare Bereiche. Differenzieren Sie zwischen Arbeitsplätzen und Tätigkeiten. Im gleichen Schritt stellen Sie relevante Arbeitsschutzverordnungen und branchenspezifische Regeln zusammen.

2.Gefährdungen ermitteln & Quellen benennen:

Berücksichtigen Sie hierbei sicherheitstechnische Zusammenhänge zwischen Arbeitsplätzen, Aufgaben, Arbeitsmitteln, Abläufen oder Verfahren und erfassen Sie sämtliche Gefährdungen sowie physische und psychische Belastungen vor Ort.

3.Gefährdungen beurteilen & Risiken ableiten:

Im nächsten Schritt bewerten Sie, ob bereits vorhandene Maßnahmen ausreichen oder neue Arbeitsschutzmaßnahmen nötig sind. Schätzen Sie mithilfe der Risikomatrix nach Nohl Eintrittswahrscheinlichkeit und Ausmaß (Schadensschwere) der Gefährdungen ab. Die ermittelte Risikozahl (siehe Abschnitt oben) dient als Orientierung für die weitere Maßnahmenplanung.

4.Schutzziele definieren & Maßnahmen bestimmen:

Beseitigen Sie nun (bestmöglich) potenzielle Gefahrenquellen, indem Sie z. B. eine gefährliche Substanz oder ein riskantes Verfahren durch eine weniger gefährliche Alternative ersetzen. Überdies legen Sie technische, organisatorische und persönliche Schutzmaßnahmen und Ziele fest. Damit einhergehend sorgen Sie für eine ausreichende Schulung (Qualifikation) Ihrer Mitarbeiter.

5.Maßnahmen durchführen & Orga-Rahmen festlegen:

Ist dies alles erfolgt, setzen Sie die Maßnahmen wirksam um. Dabei überprüfen Sie, ob Maßnahmen vollumfänglich umgesetzt und so Gefährdungen minimiert wurden. Legen Sie für alle Maßnahmen konkrete Zuständigkeiten, (Kontroll-)Zeitpunkte sowie Kommunikationsabläufe bzw. Betriebsanweisungen fest. So schaffen Sie langfristig Transparenz.

6.Wirksamkeit kontrollieren & Maßnahmen nachjustieren

Der nachhaltige Erfolg der Gefährdungsprävention hängt von der Effektivität Ihrer Maßnahmen ab. Prüfen Sie kritisch, ob technische Maßnahmen greifen, Mitarbeiter festgelegte Maßnahmen missachten oder vorhandene Schutzeinrichtungen manipuliert werden können. Falls nötig, optimieren Sie Ihr Sicherheitskonzept an kritischen Stellen.

7.Ergebnisse dokumentieren & Beurteilung wiederholen

Von nun an dokumentieren Sie die Ergebnisse Ihrer Gefährdungsbeurteilung sowie abgeleitete Maßnahmen und Überprüfungsresultate fortlaufend. Hierbei passen Sie die Gefährdungsbeurteilung immer wieder an und aktualisieren Sie diese regelmäßig (etwa alle zwei Jahre). So behalten Sie Änderungen von Vorschriften, den Stand der Technik oder alle sonstigen Entwicklungen durchgehend im Blick.

FAZIT: Sie haben gesehen, dass eine Gefährdungsbeurteilung nicht als einmaliger Prozess zu verstehen ist. Vielmehr geht es um immer wiederkehrende Abläufe zur konstanten Verbesserung des betrieblichen Arbeitsschutzes. Auf einer Risikomatrix wie der nach Nohl bauen viele weitere Arbeitsschritte auf. Hierzu zählen gleichermaßen die Bestimmung von angemessenen Maßnahmen sowie deren fortlaufende Wirksamkeitskontrolle.

Sie haben Ihre eigene Risikomatrix nach Nohl erstellt und fragen sich nun, welche uvex-Sicherheitsprodukte in Ihrem individuellen Gefährdungsfall geeignet sind? Dann lassen Sie sich jetzt von unserem Service beraten.

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