Stellen Sie sich vor, Sie betreten ein Unternehmen, in dem Sicherheit nicht nur eine Vorschrift ist, sondern ein echter Wert – ein Unternehmen, in dem jede Führungskraft aktiv die Verantwortung für die Arbeitssicherheit übernimmt und Mitarbeitende sich sicher und unterstützt fühlen. Genau das ist Safety Leadership. Eine lebendige und positive Sicherheitskultur, in der das Wohlbefinden jedes Einzelnen an erster Stelle steht. Erfahren Sie, wie Safety Leadership die Grundlage für sichere Arbeitsumgebungen und erfolgreiche Teams bildet.
Was versteht man unter Safety Leadership?
Safety Leadership lässt sich mit „Sicherheitsführung“ übersetzen und ist ein Führungsansatz, bei dem Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz im Mittelpunkt stehen.
- Der Begriff stammt aus Hochrisikobranchen wie der Luftfahrt, Öl- und Nuklearindustrie, in denen Arbeitsunfälle dramatische Folgen haben.
- In den 1980er- und 1990er-Jahren trieben Wissenschaftler wie James Reason (Swiss Cheese Model), Andrew Hopkins und Sidney Dekker Safety Leadership voran.
- Weiterhin trugen Unternehmen wie DuPont Corporation wesentlich zur Verbreitung verhaltensorientierter Sicherheitsansätze bei.
- Wichtig war zu verstehen, dass Unfälle nicht nur auf technisches Versagen zurückzuführen sind, sondern häufig durch Verhaltensfehler, mangelnde Kommunikation oder unsichere Entscheidungen entstehen und dass sich Mitarbeitende stark am Verhalten ihrer Führungskräfte orientieren.
- Eine starke Sicherheitskultur reduziert nachweislich Unfälle, Ausfallzeiten und Kosten. Zudem steigert sie das Vertrauen sowie die Leistung im Team.
Anders als beim traditionellen Arbeitsschutz-Führungsstil, bei dem es oft um die reine Umsetzung von Vorschriften geht, zielt Safety Leadership darauf ab, eine Sicherheitskultur im gesamten Unternehmen zu etablieren. Führungskräfte übernehmen dabei eine aktive Rolle in der Förderung eines positiven Safety-Mindsets bei ihren Mitarbeitenden.
Ein effektiver Safety Leader geht mit gutem Beispiel voran. Er zeigt durch sein eigenes Verhalten, wie wichtig Arbeitsschutz ist, und motiviert sein Team, sich ebenfalls für Sicherheit zu engagieren. Er stellt sicher, dass die Mitarbeitenden regelmäßig in Bildungseinrichtungen, wie z.B. der uvex academy, geschult werden und alle relevanten Unterweisungen zur Sicherheit erhalten. Zudem sorgt er dafür, dass Risiken frühzeitig erkannt und geeignete Maßnahmen zur Vermeidung von Arbeitsunfällen getroffen werden.
Im Gegensatz zum traditionellen Führungsstil, der häufig auf Kontrolle und Einhaltung von Vorschriften ausgerichtet ist, basiert Safety Leadership auf:
- Vertrauen
- Kommunikation
- Verantwortung eines jeden einzelnen
Die Führungskraft schafft ein Umfeld, in dem Sicherheit nicht nur ein Ziel, sondern eine kontinuierliche Aufgabe ist. Dies trägt nicht nur zur Reduzierung von Risiken bei, sondern fördert auch das Wohlbefinden und die Motivation der Mitarbeitenden.
Was ist die Theorie der Sicherheitsführung?
Das Konzept mit dem englisch geprägten Begriff Safety Leadership lässt sich im deutschen Sprachgebrauch mit „sicherheitsorientierter Führung“ oder „sicherheitsbewusster Leitung“ übersetzen. Den grundlegenden Ansatz zu diesem Management-Modell bildet die Theorie der Sicherheitsführung. Diese basiert auf der Erkenntnis, dass Führungskräfte eine Schlüsselrolle bei der Förderung der Sicherheitskultur und der Arbeitssicherheit spielen. Ein wirksamer Führungsstil im Bereich der Arbeitssicherheit kombiniert verschiedene Modelle, die auf das Verhalten und die Einstellung der Mitarbeitenden abzielen. Zwei besonders relevante Modelle sind die verhalten-basierten Sicherheit und das Transformational Leadership. (Martin Grill et al., 2023 / Hu Shi, 2022 / Calvin J. Manjarres-Wahlberg, 2024)
Das Modell der verhalten-basierten Sicherheit:
Dieses Modell fokussiert sich auf die Verbesserung des Sicherheitsverhaltens durch gezielte Schulungen und kontinuierliches Feedback. Führungskräfte gehen dabei als Vorbilder voran und leben die Sicherheitsstandards aktiv vor.
| Modell der verhaltensbasierten Sicherheit | |
| Aspekt | Beschreibung |
| Ziel | Stärkung des Sicherheitsverhaltens durch gezielte Schulungen und kontinuierliches Feedback |
| Rolle der Führungskräfte | Führungskräfte gehen als Vorbilder voran und leben die Sicherheit vor |
| Aufgabe der Führungskräfte | Mitarbeitende motivieren, Verantwortung für Arbeitsschutz zu übernehmen |
| Maßnahmen | – regelmäßige Sicherheitsunterweisungen
– kontinuierliches Feedback – Förderung durch positive Vorbilder |
| Psychologische Grundlage | Förderung eines positiven Safety Mindsets durch Vorbildfunktion und klare Kommunikation |
| Ergebnis | Erhöhte Mitarbeitermotivation und bessere Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen im Arbeitsalltag |
Modell des Transformational Leadership:
Im Gegensatz zur verhaltens-basierten Sicherheit zielt das Transformational Leadership darauf ab, langfristig eine Sicherheitskultur zu etablieren, indem es die Einstellungen und das Verhalten der Mitarbeitenden verändert. Es setzt dabei stärker auf die persönliche Entwicklung und die emotionale Motivation der Mitarbeitenden.
| Modell des transformationalen Leaderships | |
| Aspekt | Beschreibung |
| Ziel | Veränderung der Einstellungen und des Verhaltens der Mitarbeitenden durch Inspiration und Motivation |
| Rolle der Führungskräfte | Führungskräfte agieren als Mentoren und Visionäre, die die Mitarbeitenden zu einer proaktiven Haltung in Bezug auf Sicherheit anregen |
| Aufgabe der Führungskräfte | – Inspirierende Visionen zur Sicherheit schaffen
– Mitarbeitende zu eigenverantwortlichem Handeln im Bereich Arbeitsschutz motivieren |
| Maßnahmen | – Förderung von Vertrauen und Anerkennung
– offene Kommunikation von Sicherheitszielen und -werten – regelmäßige Feedbackgespräche |
| Psychologische Grundlage | Entwicklung eines Safety Mindsets und Stärkung des Verantwortungsbewusstseins der Mitarbeitenden für ihre eigene und die Sicherheit Ihrer Kolleginnen und Kollegen. |
| Ergebnis | Erhöhung der Arbeitssicherheit durch eine langfristige Veränderung der Sicherheitskultur und eine proaktive Haltung der Mitarbeitenden |
Die psychologischen Aspekte sind entscheidend. Führungskräfte haben durch bestimmte Maßnahmen und Verhaltensweisen großen Einfluss darauf, wie Mitarbeitende Sicherheitspraktiken wahrnehmen und in den Arbeitsalltag integrieren.
- Indem Vorgesetzte Vertrauen aufbauen und eine offene Kommunikationskultur etablieren, fördern sie ein positives Safety-Mindset.
- Sicherheit sollte dabei nicht als isoliertes Ziel betrachtet werden, sondern als integraler Bestandteil der täglichen Arbeit.
- Wenn Sicherheitsmaßnahmen transparent kommuniziert und Mitarbeitende aktiv in den Sicherheitsprozess eingebunden werden, steigert dies die Motivation und führt zu einer deutlich reduzierten Unfallrate.
Welche Rolle spielt die Führung bei der Sicherheit?
Zu den wesentlichen Aufgaben einer Führungskraft für Arbeitssicherheit gehören auch Sicherheitsanweisungen und regelmäßige Schulungen. Diese helfen, das Saftey Mindset zu fördern und das Wissen über Arbeitssicherheit stets auf dem neuesten Stand zu halten.
Ein Beispiel für die Rolle von Führungskräften für den Arbeitsschutz
Wenn eine Führungskraft regelmäßig Schutzausrüstung trägt und Sicherheitsvorgaben strikt einhält, wird dies von den Mitarbeitenden als Standard wahrgenommen. Ihr Verhalten hat direkten Einfluss auf das Sicherheitsbewusstsein der Mitarbeitende. Wenn die Führungskräfte also selbstbewusst auf Sicherheit achten, übernehmen die Mitarbeitende diese Haltung oft und übertragen sie in ihren Arbeitsalltag.
Ein gutes Beispiel hierfür ist der Produktionsleiter, der sowohl im Büro als auch in der Fertigung arbeitet. Als gutes Sicherheits-Vorbild tauscht er bewusst seine Business-Schuhe gegen Sicherheitsschuhe ein, wenn er sein Office verlässt und die Produktionshalle betritt.
Ebenfalls eine zentrale Rolle der Führung ist das Risikomanagement. Führungskräfte müssen Risiken frühzeitig erkennen, analysieren und geeignete Maßnahmen ergreifen, um Arbeitsunfälle zu vermeiden. Ihre Aufgabe ist es, eine Sicherheitsstrategie zu entwickeln und deren Umsetzung zu überwachen. Auf diese Weise tragen Sie aktiv zur Verringerung von Arbeitsunfällen bei.
Dies lässt sich gut an einem Beispiel verdeutlichen:
- Dem Produktionsleiter eines Unternehmens fällt ein ungewöhnliches Geräusch an einer Maschine auf.
- Er analysiert die Ursache und stellt fest, dass ein Sicherheitsmechanismus möglicherweise versagt.
- Um einen möglichen Unfall zu verhindern, lässt er sofort eine Reparatur durchführen. Er nimmt die Zeit und die Mühe auf sich, um die Instandhaltung umzusetzen.
- Auf diese Weise sorgt er dafür, dass alle Mitarbeitenden über die potenzielle Gefahr informiert werden.
- Zudem zeigt er als Sicherheitsbotschafter proaktiv, dass Maßnahmen zur Einhaltung der Sicherheit unverzüglich durchzuführen sind.
Safety Culture und Safety Mindset
Eine starke Safety Culture ist die Grundlage für erfolgreiches Safety Leadership in jedem Unternehmen. Sie fördert ein gemeinsames Bewusstsein für Sicherheit und Verantwortung, das weit über die bloße Einhaltung von Vorschriften hinausgeht. Während ein Safety Mindset die Haltung widerspiegelt, dass Sicherheit nicht nur ein Regelwerk, sondern eine Haltung ist, geht es bei der reinen Vorschrifteinhaltung oft nur um das Minimum. Ein starkes Safety Mindset bedeutet, dass Sicherheit in den täglichen Prozessen eines Unternehmens verankert ist und von allen Mitarbeitenden aktiv gelebt wird.
- Durch klare Kommunikationskanäle und das Angebot regelmäßiger Schulungen haben es einige große Unternehmen erfolgreich geschafft, eine Safety Culture aufzubauen.
- Führungskräfte und Manager leben die Werte der Sicherheit vor und stellen durch konkrete Maßnahmen sicher, dass Arbeitsschutz und Sicherheit in allen Prozessen integriert sind.
- Durch ihr aktives Engagement wird eine positive Sicherheitskultur langfristig gesichert und der Arbeitsschutz effektiv verbessert.
Was macht ein Safety Manager?
Ein Safety Manager trägt maßgeblich dazu bei, Safety Leadership im Unternehmen zu leben. Er entwickelt Sicherheitsstrategien und setzt gezielte Maßnahmen um, um Risiken zu minimieren und die Gesundheit der Mitarbeitenden zu schützen:
- Koordination von Sicherheitsprozessen
- Regelmäßige Unterweisungen zur Einhaltung gesetzlicher Vorschriften
- Motivation von Mitarbeitenden
- Kommunikation auf Augenhöhe
- Proaktives Verhalten
Ein wichtiger Teil seiner Arbeit ist die Kommunikation. Er spricht auf Augenhöhe mit Führungskräften und Mitarbeitenden, motiviert zu sicherem Verhalten und fördert so eine starke Safety Culture. Zudem kommunizieren Safety Manager mit anderen Bereichen der Arbeitsschutzorganisation (wie z.B. Betriebsarzt, Sicherheitsfachkräfte, Brandschutzbeauftragte), um im Betrieb den Arbeitsschutz zu organisieren und zu planen. Der Unterschied zu rein administrativen Aufgaben: Safety Manager sind proaktiv und nah am Geschehen. Als Förderer der Sicherheitskultur analysieren Sie Unfallraten, führen Begehungen und Audits durch, werten Schulungsergebnisse aus und leiten daraus konkrete Maßnahmen ab:
- Meldestellen für unsichere Zustände
- Feedback-Kanäle für Mitarbeitende
- Entwicklung von Präventionsstrategien und deren Nachverfolgung
- Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
- Sicherheitskampagnen und Awareness-Aktionen
- Schulung der Führungskräfte für eine erfolgreiche Vorbildfunktion
- Zielvereinbarungen und Beurteilungen
Diese Maßnahmen sind entscheidend, um das Engagement von Führungskräften und Mitarbeitenden zu einer Safety Culture zu bündeln und ein erfolgreiches Safety Leadership im Unternehmen umzusetzen.